Wilderer in der Ellerbeker Feldmark

Tiere grausam verendet - Kreisjägerschaft Pinneberg bittet um Aufmerksamkeit

Pinneberg. Es ist kein Kinofilm, sondern bittere Realität: Immer wieder kommt es im Kreis Pinneberg zu Fällen von Jagdwilderei. Aktuellster Tatort ist das Revier Ellerbek. Innerhalb von nur einer Woche wurden jetzt Kadaver von gleich zwei gewilderten Tieren entdeckt. Jagdaufseher Klaas Seehaus ist entsetzt, mit welcher Dreistigkeit die Täter vorgegangen sein müssen: Als nach den schlechten, weil nicht sofort tödlichen, Schüssen die verletzten Rehe noch flüchten konnten und langsam qualvoll sterben mussten, war das den Wilderern offenbar egal.

Zwei tote Stücke durch Wilderei innerhalb so kurzer Zeit – das ist schon alarmierend. Aber schon seit Jahren hören in Ellerbek die örtliche Jägerschaft und auch aufmerksame Anwohner nachts immer wieder unerklärliche Schüsse. „Wenn wir dann schnell in Richtung dieser Schüsse ausrückten, trafen wir trotz Einsatz von Nachtsichtgeräten und Scheinwerfern keine verdächtigen Fahrzeuge oder Personen an. Wir fanden aber immer wieder unerklärlich verendete Rehe, deren Todesursache nicht mehr eindeutig feststellbar war“, berichtet Christian Schadendorf, stellvertretender Vorsitzender der Kreisjägerschaft Pinneberg.

Vor kurzem wurde erneut ein frisch verendetes Reh mit eindeutigen Schussverletzungen gefunden, nachdem Ende März – in der Schonzeit – in der Nacht ein Schuss zu hören gewesen war. „Einige Tage später fand zufällig ein Landwirt in der Nähe eine verendete Ricke mit einer frischen Schussverletzung am Bauch. So ein Bauchschuss ist nicht sofort tödlich, sondern das Tier flüchtet damit meist noch ein Stück in die nächste Deckung, wo es dann langsam über Stunden oder Tage unter entsetzlichen Qualen und Schmerzen elendiglich verendet“, erläuterte Christian Schadendorf. Besonders grausam: In dem Fall trug die Ricke dazu noch ein voll entwickeltes Kitz im Mutterleib, dessen Kopf durch das Geschoss abgetrennt wurde. Die Jäger dokumentierten das Ereignis und erstatteten Anzeige. Die Ermittlungen dauern an.

„Wir sind wegen der Vorfälle in unseren Revieren sehr besorgt und fassungslos angesichts der widerwärtigen Vorgehensweise dieser Wilderer“, so Schadendorf. Die Konsequenz: Jägerinnen und Jäger gehen verstärkt auch nachts im Revier auf Patrouille.

Leider ist Wilderei im ganzen Kreis immer wieder ein Problem. Im abgelaufenen Jagdjahr wurden der Polizei zwölf Fälle von Jagdwilderei gemeldet. In vier Fällen gab es eindeutige Hinweise auf den Gebrauch von Schusswaffen, aber es werden auch Pfeil und Bogen eingesetzt. Nach § 292 Strafgesetzbuch kann Jagdwilderei in schweren Fällen, z.B. während der Schonzeit, mit einer Freiheitsstrafe von bis zu 5 Jahren geahndet werden.

„Heutzutage nutzen moderne Wilderer Nachtsichttechnik und Schalldämpfer und schießen aus dem Auto. Sie sind also nicht leicht zu hören und außerdem sehr mobil. „Die Dunkelziffer dürfte dementsprechend sehr hoch sein“, folgerte Schadendorf, „das macht die Sache schwierig für die Polizei – aber jetzt wurde Beweismaterial sichergestellt.“

Die Kreisjägerschaft bittet deshalb die Bevölkerung um Aufmerksamkeit. Wer nachts unerklärliche Schussgeräusche hört, wer verdächtige Fahrzeuge in der Natur bemerkt oder andere sachdienstliche Hinweise geben kann, sollte seine Beobachtungen schnellstmöglich der Polizei melden. Selbstverständlich wird davon abgeraten, Ermittlungen auf eigene Faust durchzuführen und sich womöglich dadurch in Gefahr zu bringen.

Christian Schadendorf, stellvertretender Vorsitzender der Kreisjägerschaft Pinneberg, ist entsetzt, mit welcher Grausamkeit die Wilderer bei ihrem Tun vorgehen.

Jagdaufseher Klaas Seehaus fand innerhalb von kurzer Zeit gleich zwei verendete Rehe, davon eines im beliebten Ellerbeker Erholungsgebiet „Hexernwäldchen“.

Kreisjägerschaft Pinneberg:
Die Kreisjägerschaft Pinneberg ist ein eingetragener Verein und Mitglied im Landesjagdverband Schleswig-Holstein.
Jäger, Jagdberechtigte und Naturliebhaber setzen sich in acht Hegeringen für das Gleichgewicht und die Vielfalt in der Natur sowie den Natur- und Artenschutz ein.

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